Erwachsenenrespekt

Erwachsenenrespekt


Sarkastische Betrachtung über die Respekteinforderung Erwachsener von der Jugend.

Schau rein, amüsier dich oder ärgere dich.


 

Die heutige Generation der Kinder und Jugendlichen hat keinen Respekt vor den Erwachsenen. Das ist unerhört und ungezogen

zugleich, jawohl! Wir, die Krone der Schöpfung, die Opferlämmer unserer Kinder, sollten wirklich mit größter Achtung behandelt werden.

 

Doch wie benehmt ihr euch? Ihr tretet und boxt uns schon vor eurer Geburt und hinterlasst damit ein Landkartengebilde wie im Shellatlas auf unseren bisher tadellosen Flachbäuchen. Wenn wir euch dann unter Schmerzen (oder auch mit einer PDA) geboren haben, macht ihr rücksichtslos jede Nacht Halligalli. Ihr schlabbert beim Essen, rülpst, pupst und entleert euch nicht immer hübsch duftend aus allen Öffnungen. Haben wir solch ein Benehmen etwa verdient?

 

Haben wir es verdient, dass ein warmer Haufen sich quellend in unserer Hand breitmacht, während wir euch gerade heiteitei-schub-beli-wubbeli durch die Wohnung tragen. Haben wir verdient, dass ihr uns beim Windelwechseln mit voller Breitseite ins linke Auge pinkelt und uns genau in den Mund kotzt, wenn wir euch gerade liebevoll küssen? Haben wir das etwa verdient?

Im Krippenalter dann blast ihr uns die Ohren weg und legt damit den Grundstein zu unserer späteren Schwerhörigkeit. Wir können doch nicht dafür, dass eure 25 Kumpels im Hort alle zur selben Zeit etwas Wichtiges zu sagen haben.

 

Und nun werde ich euch darüber aufklären, was wir noch alles für euch tun. Abgesehen von dem unbezahlten Tisch, unter den ihr jahrelang eure rasierten oder gewachsten Beine streckt, ernähren wir euch auch  - mit vitaminarmer Kost. Wir achten auf ordentlich verspritztes Obst und Gemüse, damit ihr reine Nahrung erhaltet und nicht zum Apfel ein Würmchen mitessen müßt. Die Tomaten müssen edel verzüchtet sein, groß und wässrig, mit neutralem Geschmack. Wo bliebe denn der Spass am Essen, wenn wir beim er-sten Bissen schon ausmachen könnten, dass wir es mit einer Tomate zu tun haben.

 

Beim Fleisch sind wir ausgesprochen popelig. Penetrant achten wir darauf, dass die Tierhaltung (Zusammenpferchung in den Stäl-len) das Zusammengehörigkeitsgefühl fördert. Schließlich esst ihr nicht nur das sichtbare Fleisch, sondern auch die darin enthaltenen Gefühle des Tieres mit. Auch müssen möglichst viele Angsthormone bei dem Tier kurz vor seiner Schlachtung freigesetzt werden, sonst würdet ihr niemals im Leben in den Genuss von Psychopillen kommen, hallali!

 

Und für die Mädels halten wir beim Fleischgenuss die Massenhormonbehandlung der Tiere als besonderes Schmankerl bereit. Das wird eure Brüste formen und die Magazine sprengen. Die Büstenhalterindustrie ist bereits darauf eingestellt. Desweiteren dienen die Granaten auch der Selbstverteidigung. Ein ungebetener, stehfester Freier wird damit gnadenlos erstickt. Adieu schöne Welt mit dei-nen Bergen und Tälern - röchel!!
Wer nicht bis zum Letzten gehen will, kann zumindest die Standfestigkeit des brünstigen Hirsches mit einem kurzen Rechts-Links-Touch ausknocken. Tja Mädels, jetzt habt ihr das Sagen!

 

Aber auch ihr Jungs kommt nicht zu kurz, denn allmählich bildet sich auch bei euch das, was die Mädels schon seit Anbeginn des Menschseins mit sich herumschleppen - ein Busen. Nehmt's nicht tragisch! Mit euren Körperproportionen seid ihr für die nächsten drei Generationen noch immer ein gut erkennbares Mit - Glied der männlichen Rasse.

Aber keine Panik, wir Erwachsenen sorgen schon für Gleichheit. Die Erfindung des Handys ist unser Beitrag hierfür. Geschickt in der Nähe der Hoden platziert, wird euer Penis außer zum Pinkeln demnächst völlig überflüssig sein und mit der Zeit ganz verküm-mern. Wer braucht schon das Gerammel und Geschwitze zur Fortpflanzung der menschlichen Rasse? Bei den Kühen klappt's ja auch so. Ab ins Glas und rein in die Gebärmutter.  Ihr seht, wir sorgen sogar generationsübergreifend für euch. Außerdem hätten wir da-mit auch gleich noch die ferkeligen Stehpinkler eliminiert.

 

Nun, was tun wir noch für euch, was der Achtung wert ist?
Wir haben ein Bildungssystem, dass ausschließlich den Intellekt vollhaut, meist mit Dingen, die im Leben nicht gebraucht werden. Charakterbildung steht ja auch nicht im Duden. Wir haben eine Geschäftswelt, die auf Korruption aufgebaut ist und eine Re(gier)ung die Entscheidungen meist erst über drei Generationen trifft - jetzt hast du den schwarzen Peter, jetzt du, jetzt du ...!"

 

Wir verteidigen exzessiv unsere Atomkraftwerke. Je mehr wir wegen der elektrischen Störfelder unter Strom stehen, um so schneller werden wir beim Geldverdienen und -ausgeben. Das treibt die Wirtschaft an. Raffiniert sind wir, was?!

 

Wir zeigen Filme, in denen unser Mitmensch zum Feind mutiert, der geschlagen, getreten, geschubst und gedemütigt werden muss, auch wenn er edlen Charakters ist - oder vielleicht deshalb?

 

Unser Gesundheitssystem ist so aufgebaut, dass es auf alle Fälle die Arbeitsplätze der Pharmaindustrie, der Apotheken, der Ärzte-schaft und dem ganzen Klumbumbel darum herum erhält. Wo kämen wir denn hin, wenn der Arzt erst dann bezahlt würde, wenn sei-ne Behandlung auch wirklich geholfen hat. Oder wenn der Patient über die Abrechnung seines behandelnden Arztes in Kenntnis ge-setzt würde! Stellt euch das mal vor?

 

Auch die Bundeswehr soll nicht unerwähnt bleiben. Im Marschschritt - Augen rechts - Augen links - Augen gerade aus ... , (wohin denn nun wirklich?) geht's ab in den Osten zum humanitärem Einsatz.

Mal ehrlich, wie stirbt man besser, als durch eine humane Kugel in die Birne - bum - tot! Und endlich bekommst du auch mal eine Auszeichnung. Bisher hatte es dafür nicht gereicht. Aber nun wirst du in aller Öffentlichkeit für dein humanitäres Sterben gelobt. Wenn das nichts ist. Zugleich dürfen die Verantwortlichen über unsere zugeschweißten Gullideckel flanieren, über rote Teppiche schreiten und werden fürstlich von den besten Köchen des Landes am Leben erhalten.

 

Mal ehrlich, liebe Kinder und Jugendliche - haben wir nicht jeglichen Respekt verdient, den ihr imstande seid ehrfurchtsvoll krie-chend auf Knien uns angedeihen zu lassen?  Ich könnte noch eine Menge mehr vortragen. Doch meine Bescheidenheit sagt mir, dass es für heute genug ist. Ich möchte euch nicht noch mehr beschämen.

                       

                                                                 Ich danke für euren zukünftigen Respekt!


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